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AutorenbildClaudia Layer

Faschingskostüm in the making...Teil 2

Im Teil 1 zu meinem Faschingskostüm-Beitrag hatte ich euch ja versprochen, euch an die Hand zu nehmen, wenn es um eine komplette Umsetzung eines Nähprojekts geht. Warum so ausführlich? Ich wollte einfach zeigen, dass ich meine Projekte auch in kleinere Einheiten zerteilen muss, um zu einem Erfolgserlebnis zu kommen. Auch ich habe mir meinen multiplen Jobs und Kind nur sehr eingeschränkt Zeit. Ein Leitfaden, in welche einzelnen Schritte man sein Projekt aufteilen kann, soll für euch eine Anregung sein und euch den Druck nehmen, dass man fürs Nähen unheimlich viel Zeit braucht. In diesem Beitrag gibt es außerdem eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie du eine Kapuze zu einem vorhandenen Shirt erstellst, also viel Spaß beim Lesen!


Im letzten Beitrag habe ich euch schon ein bisschen mehr zu den Einstiegsschritten geschrieben:

  • Schritt 1: Materialbeschaffung

  • Schritt 2: Entscheidungsfindung

  • Schritt 3: Projektplanung

  • Schritt 4: Schnittmusterwahl und Stoffverteilung

Lies gerne noch einmal hier nach. Heute geht es weiter mit dem nächsten Schritt, wie ich mein gewähltes Schnittmuster ergänzt habe. Ergänzungen oder Änderungen sind ziemlich oft nötig. Dabei kann es sein, dass die Weite nicht passt, das Kleidungsstück an einer bestimmten Stelle Falten wirft, oder man eben einen bestimmten Kragen, Abschluss oder eine Kapuze hinzufügen möchte. Als ich noch keine Ahnung von Schnittmustererstellung hatte, bin ich davor häufig zurückgeschreckt. Nicht das 100-prozentige Schnittmuster zu haben, hat mich als Anfängerin extrem eingeschränkt und mal ehrlich: wo gibt es schon Schnittmuster, die zu 100 Prozent zu den eigenen Vorstellungen oder Maßen passen? Ich fand es daher extrem hilfreich, als ich in der Lage war, selbst Schnitte zu konstruieren! Wow! Da eröffnen sich wirklich Welten! Und es ist wirklich einfacher, als man denkt.


Schritt 5: Schnittmusterergänzung oder -anpassung (Beispiel Kapuze)

Ich oder besser gesagt mein Sohn hat sich dazu entschieden, dem Shirt-Schnittmuster eine Kapuze hinzuzufügen, an die die Giftschlangenzähne an die vordere Kante angenäht werden sollen. Das vorhandene Shirt-Schnittmuster war ein einfaches Raglanshirt OHNE Kapuze, jedoch kann man in wenigen Schritten, selbst eine Kapuze zu einem Shirt konstruieren. Auch das gehört in meinen Augen zu nachhaltigem Nähen, denn einen Schnitt variieren zu können und selbst herzustellen, ist definitiv ein Beitrag zu nachhaltigem Nähen. Du erstellst das, was du auch wirklich tragen wirst, es passt und ist dann genau, wie du es dir wünschst, statt Kompromisse einzugehen.


Eine wirkliche einfache Methode, wie man zu einem vorhandenen Shirt eine Kapuze selbst konstruieren kann, möchte ich euch in diesem Beitrag genauer erklären. Dazu brauchst du 4 Maße:

  • Kapuzenbreite: am besten misst du mit dem Maßband einmal komplett den Halsausschnitt (Vorsicht! Nicht den Stoff am Ausschnitt dehnen!) und halbierst den Wert, z.B. der gesamt Halausschnit des vorhandenen Shirts misst 55 cm, das benötigte Maß ist also 55 : 2 = 27,5 cm. Du kannst diesen Wert entweder von Schnittmuster abnehmen oder vom genähten Shirt.

  • Kapuzenhöhe: dabei misst du am besten einmal ab dem vorderen Ausschnittpunkt um das Gesicht herum und teilst den Wert durch 2, also z.B. 62 cm vom vorderen Ausschnittpunkt um den Gesichtsumriss herum. Füge je nachdem, wie eng anliegend du die Kapuze möchtest, noch ein paar Zentimeter hinzu.

  • Schulterpunkt: den Schulterpunkt ermittelst du am einfachsten, indem du das vorhandene Shirt flach vor dich hinlegst und von der vorderen Mitte bis zu dem Punkt misst, an dem der Stoff sich faltet, z.B. nach 12 cm ab vorderer Mitte

  • Höhenunterschied vorderer vs. hinterer Halsausschnitt: diesen Betrag ermittelst du am einfachsten, indem du das Shirt flach vor dich hinlegst. In der Regel ist der hintere Halsausschnitt in der MItte etwas höher als der vordere. Du misst den Unterschied am Mittelpunkt, z.B. 2 cm.

Jetzt kann die Konstruktion starten. Du beginnst damit, dir einen Rahmen vorzugeben. Dazu zeichnest du dir ein Rechteck auf, das in der Breite der halben Kapuzenbreite entspricht, z.B. 27,5 cm, und in der Höhe deiner gewählten halben Kapuzenhöhe, im Beispiel also 31 cm.

Dieses Rechteck dient erstmal zur Orientierung, in welchen Dimensionen sich sozusagen deine Kapuze bewegt. Du kannst nun den Schulterpunkt einzeichen, indem du die vorher gemessenen 12 cm ab der vorderen Mitte auf der horizontalen Linie überträgst. Welche Seite du als vordere Mitte wählst, ist dabei egal. Den Stoff musst du später sowieso zweifach spiegelverkehrt zuschneiden.

Am Schulterpunkt und an der hinteren Mitte markierst du dann von der unteren horizontalen Linie ab gemessen in die Höhe die Differenz zwischen hinterer und vorderer Mitte, also 2 cm. Nun kannst du vordere Mitte, Schulterpunkt und die 2 cm höher liegende hintere Mitte mit einer geschwungenen S-Kurve verbinden: von der hinteren Mitte, Richtung Schulterpunkt und ganz abfallend dann zur vorderen Mitte.

An der vorderen Mitte kannst du den Gesichtsausschnitt mit einer nach innen geneigten Kurve zeichnen und die Hinterkopfrundung zwischen hinterer Mitte und oberem Rahmen. Dabei kannst du eine runde oder spitz zulaufende Form wählen, so wie es dir am besten gefällt. Für den Schlangenkopf passte da natürlich eher eine runde, eng anliegende Kontur statt einer Zipfelmütze. Ein kurzes Video dazu findest du auf meinem Instagram- Account.


Schritt 6: Details planen und vorbereiten

Damit die Schlange hinterher auch als richtige Schlange erkennbar ist, sind kleine Details notwendig. Auch wenn du kein Kostüm, sondern ein "normales" Kleidungsstück planst, solltest du dir darüber Gedanken machen, bevor du mit dem Nähen und Zuschneiden loslegst. Manche Dinge kann man auch im Nahhinein einfügen, aber vorbereitet sein schadet nicht, denn manchmal reicht sonst der Stoff nicht! Mein Sohn hat sich natürlich für Giftzähne und eine rote gespaltene Schlangenzunge entschieden, beides aus Stoffresten. Dass das Kostüm mit aufgesetzten Schlangenaugen cool wäre, ist uns erst hinterher eingefallen, werten das Kostüm aber nochmal so richtig auf. Die Schnitteile für Details, die zweimal vorkommen, am besten bei doppelter Stofflage zuschneiden, dann sind sie genau gleichgroß, wie hier die Augenteile.

Die Giftzähne wurden einfach in doppelter Stofflage recht auf rechts mit einer Einlage zusammengenäht und gewendet. Die Zunge wollte ich zunächst auch in doppelter Stofflage nähen und wenden, aber wenn ihr jemals schmale Stoffteile versucht habt zu wenden, wisst ihr vielleicht, dass das nicht das allereinfachste Unterfangen ist. Ich habe mir das erspart, denn da Jersey nicht ausfranst und ich sowieso als Zungenstoff nur noch rote Maschenwarereste übrig hatte, war recht schnell klar, dass die Zunge nur einlagig ist. Ich finde das sieht super aus, denn der Reststoff, den ich für die Zunge übrig hatte, ist wirklich sehr dankbar, rolt sich nur leicht an den Rändern ein, wie das Jersey oder Maschenware eben manchmal tut, ist als Zunge aber ideal und gibt eine coole Optik.


Letztes Detail, über das ich mich mit meinem Sohn noch ausgetauscht habe, war der Schlangenschwanz. Um bewusst Reste verwerten zu können, ließ ich genaue Form und Machart noch offen. Wichtig war nur DASS es einen Schlangenschwanz geben wird, abhängig von der Größe und Länge der übrigen Stoffreste. Bei einem Kostüm muss man auch bedenken, dass die Details so sein müssen, dass einerseits die Rolle / das Kostüm klar ist, aber andererseits der kleine Kostümträger sich auch problemlos darin bewegen kann... ein allzu langer Schwank erschien mir bei Ententanz und Polonaise jedoch etwas unpraktisch. Hier hatte ich jedoch Glück, dass ich (use what you have!) den Bund des Schlangenshirts aus dem Hosenbund genäht hatte, der noch Gürtelschlaufen enthielt, in die der eventuell hinderliche Schlangeschwanz eingefädelt und als Stolperstelle ausgeschlossen werden konnte. Hier im Bild sieht man, dass ich wirklich viel zusammengestückelt habe, um noch einen möglichst langen Schwanz herzustellen.



So. Für jemanden, der noch nicht so viel Näherfahrung hat, war das ziemlich viel Information. Die Anleitung zur Kapuzenkonstruktion war mir jedoch wichtig, denn ich wollte auch einmal zeigen, dass selbst so ein Schritt wie "einen Kapuzen-Schnitt erstellen" nicht unbedingt eine Mammut-Aufgabe sein muss. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich das Gefühl hatte, solche Schritte bedeuten automatisch, dass ich da nicht weiterkomme, weil zu kompliziert, zu zeitintensiv etc. Ich hoffe, meine Beschreibung hat euch geholfen, euch davor ein bisschen die Angst zu nehmen. Weitere Schritte kommen dann im nächsten Blogbeitrag! Bist dahin viel Spaß beim Kapuzenschnitt testen!


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